Heute nehme ich mir endlich mal die Zeit und erzähle, wie alles gelaufen ist. Und natürlich fangen wir da mit der Geburt an!
Am 17.02.2014 sollten wir uns um 12.30 Uhr im Kreißsaal melden. Ich hab mir nicht nehmen lassen, selbst zur Entbindung zu fahren ;-). Meine Frau durfte mit dem Beifahrersitz Vorlieb nehmen. Wir waren um 12.15 Uhr da und wurden von einer lieben Hebamme aufgenommen. Im Überwachungsraum, in dem man vor und nach dem Kaiserschnitt ist, sollte ich mich komplett ausziehen und mir ein Krankenhaushemd anziehen. Dort durfte ich in ein Bett und es wurden an beiden Armen Zugänge gelegt und ein Tropf mit Flüssigkeit wurde angeschlossen. Anschließend wurde ein letztes Mal ein CTG geschrieben und wir wurden währenddessen erst mal allein gelassen. Man hörte, dass irgendwo in den Kreißsälen eine Geburt im Gange war. Während ich recht ruhig war (wer hätte das gedacht nach den zwei Tagen zuvor, an denen ich beinahe am durchdehen gewesen war?!) wurde meine Frau immer nervöser. Jetzt würde es nur noch Minuten dauern, bis Mini Me da war. Ganz sonderbares Gefühl!
Inzwischen war es kurz vor 14 Uhr und eine andere Hebamme stellte sich vor. Sie sollte beim Kaiserschnitt dabei sein und auch beim legen der Spinalanästhesie, wovor ich beinahe panische Angst hatte. Ich hatte es nicht versäumt, das jedem von Personal zu erzählen. Dass ich Angst hatte, mein Kreislauf würde nicht mitmachen, und dass evtl. doch eine Vollnarkose nötig werden würde und weder meine Frau, noch ich, den ersten Schrei mitbekommen würden. Am liebsten wollte ich meine Frau beim legen der Spinal dabei haben, aber die Hebamme meinte, sie würde das schon mit mir hinkriegen. Ihre Art, wie sie sagte, dass sie das wegen 25 Jahren Übung gut könne, lockerte mich etwas auf. Ich wollte noch mal aufs Klo gehen und auf dem Weg dorthin standen mir schon die Anästhesisten im Weg und stellten sich vor. Ohje. ;-). Sie drückten mir quasi im Vorbeigehen einen Becher mit ekligem Saft in die Hand, aber ehrlich gesagt ging es. Hätte es schlimmer erwartet. Als ich zurück kam musste ich mich also ganz schnell von meiner Frau verabschieden, denn sie musste warten und würde dann später in den OP geholt werden. In der Zwischenzeit sollte sie sich die OP-Kluft anziehen. Ein kurzer, mega nervöser Abschiedskuss und die Hebamme nahm mich mit.
Im OP (ich dachte, es wäre nur der Raum für die Anästhesie, aber es war schon der OP-Tisch auf dem ich Platz nahm), durfte ich auf eine Liege klettern und meine Füße auf einen Hocker stellen. Vor mir stand die Hebamme, die versuchte, mich in Gespräche zu verwickeln und Witze zu machen. Überhaupt waren alle so betont locker drauf, aber ich glaube, sie konnten mir nur ein paar gequälte, müde Lächler entlocken. Ich merkte, wie ich vor Anspannung zitterte, als der Anästhesist einen großen Aufkleber auf meinen Rücken klebte und auf ihm und meinem Becken rumdrückte. Er piekste mit seinen Fingernägeln in die Haut, um irgendwelche Stellen zu markieren, wo er reinstechen wollte. Die Hebamme fragte, wie unser Sohn heißen sollte, aber ich wollte es ihr nicht sagen :D. Irgendwie wusste ich gerade nicht mehr, ob ich sie mögen sollte, denn sie gehörte zu denen, die mich da gerade quälten. Die Betäubungsspritze spürte ich tatsächlich nicht so dolle. Es war weniger schlimm als Blut abnehmen. Unangenehm war es, als ich dann den Katzenbuckel machen musste und die dicken, längeren Nadeln in den Rücken geschoben wurden. Das drückte schon wie bekloppt. Die Hebamme hielt von vorn meine Schultern fest und machte mir vor, wie ich ruhig und gleichmäßig atmen sollte. Als ich den Arzt irgendwas sagen hörte von wegen „hhm, ist nicht ganz einfach, ob das klappt…?“ dachte ich nur noch, ob sie mich überhaupt halten könnte, wenn ich jetzt wegen Kreislaufproblemen vornüber kippen würde. Ich merkte dann auch schon, wie ich vor Panik kalten Schweiß bekam, meine Muskelspannung nachließ und mir kotzübel wurde. Gerade als ich auf mich aufmerksam machte, gab es das Kommando zum hinlegen. Sie halfen mir auf den Rücken und ich war so froh darum, dass es wohl doch gerade geklappt hatte, die Narkose zu legen.
Die Hände sollte ich links und rechts in solche Armhalter legen und ich war positiv überrascht, dass sie nicht festgebunden wurden. Wegen dem Kreislauf wurde ein Gerät angeschlossen, das immer in kurzen Abständen den Blutdruck maß. Und es wurde gleich etwas kreislaufstabilisierendes gegeben. Außerdem bekam ich eine Maske mit Sauerstoff über den Mund. Ich dachte „Wehe, das ist gerade doch eine Vollnarkose, die aus der Maske kommt…!“. Irgendetwas von den Medis hat übrigens verursacht, dass ich nach der OP sehr wohl noch richtig benommen war, nicht wie sonst so hellwach und klar nach ner Spinalanästhesie. Das wurde mir aber erst viel später klar. Wenn ich jetzt zurückdenke, merke ich, dass ich noch viele Stunden in einem etwas verschobenen Zustand war, aber ich habe unser Kind von Anfang an voll wahrnehmen können. Die Ärzte sagten im Nachhinein nur, dass sie etwas „in großzügigen Mengen“ für den Kreislauf gegeben hatten. Aber das war ja meine Rettung gewesen.
Irgendjemand sprühte mir immer wieder Eisspray auf den Bauch und fragte, ob das kalt sei. Währenddessen werkelten andere Leute an meinem Intimbereich herum und ich wusste, dass sie gerade den Blasenkatheter legen mussten. Ein beinahe lustiges Gefühl war es, wie Bauch und Oberschenkel großflächig mit Jod bestrichen wurden. Das Tuch wurde vor meiner Nase aufgehangen, als Sichtschutz.
Endlich kam dann auch meine Frau an mein Kopfende und durfte die Sauerstoffmaske übernehmen. Ich war sooo erleichtert, sie an meiner Seite zu spüren. Das ist echt nicht in Worte zu fassen!! Sofort wurde mein Blutdruck bestimmt um Welten besser. Um uns herum wuselten sie alle hin und her. Bald hieß es dann, dass es losgeht. Ich war übrigens überrascht, dass der OP gar nicht so kalt war, wie gedacht. Und Tageslicht gab es auch. Aber nur so am Rande. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt fing es an, mich zu jucken wie bekloppt. Erst bat ich meine Frau immer wieder, mich im Gesicht zu kratzen. Dann wurde der Juckreiz so stark, dass ich das Kratzen selbst übernahm, auch bis zu den Schultern runter. Noch 1-2 Stunden später juckte es immer wieder bis hin zum Bauch. Ich bekam ein Mittel dagegen gespritzt und der Arzt sagte, das sei eine Reaktion auf die Narkose, was vorkommen kann. Nun gut. Ich war ja fast froh, dass ich was zu tun hatte :D. Ich musste mich kratzen ;). Jedenfalls rüttelten sie bestimmt 15 Minuten ganz dolle an meinem Körper. Ich hab nur so gewackelt auf meinem schräg geneigtem OP-Tisch. Wie in der Achterbahn. Das war wohl, wie sie das Gewebe gerissen haben. Ja, so gehört sich das ja für einen „sanften Kaiserschnitt“ nach Misgav Ladach ;). Irgendwann wurde mir total schlecht und ich dachte, ich muss gleich brechen. Weil sie auf meinem Bauch herumgedrückt haben. Mein Verstand weiß das, aber ich dem Moment habe ich gar nicht dran gedacht, dass dann gleich das Baby da ist, weil sie es ja teils herausdrücken. Der Anästhesist sagte nur, es sei gleich vorbei und dann sei mir nicht mehr schlecht.
Ogott… und plötzlich hörten wir etwas ganz furchtbar wundervoll quieken. Das hat sich so schön angehört und ich hab mich erschrocken und meine Frau hat gestrahlt. Und ich glaubte, ohje… Das war unser Kind! Eine Frau kam um die Ecke und zeigte uns von weiter weg ein käseschmiereverschmiertes Baby, was im Gesicht aussah, wie ich als Baby, mit langen Beinchen und ich dachte nur „Es ist doch gar nicht so dick“ :D. Und ich musste ein Schluchzen unterdrücken und es war so ein besonderer Moment, den ich nie vergessen werde. Der erste Blick auf Mini Me. Unser Kind! Er wurde wie besprochen erst mal zu den Kinderärzten getragen. Obwohl er weg war, war ich sehr entspannt und glücklich. Ich wusste, es geht ihm gut, woher auch immer. Ich war auch wieder fähig, Späße zu machen. Irgendwann sagte ich, es käme mir vor, als sei er schon eine viertel Stunde weg und meine Frau verneinte. Aber das hat sie nur getan, um mich zu beruhigen. Mein Gefühl war überhaupt nicht so falsch. Aber dann kam er, eingewickelt in ein Handtuch, auf den Arm von seiner Mum und mit seiner feuchten Wange an meine. Auch so ein unbeschreibliches Gefühl, nie wieder vergessbar. Er war ganz ruhig. Wirkte müde, aber zufrieden. Atmete. Begab sich in unsere Hände. Seine Augen waren noch total zu und verklebt mit Käseschmiere. Ich wurde zugenäht, das dauerte bestimmt 20 Minuten mindestens. Irgendwann holte die Hebamme Mini Me nochmal ab, meinte,sie geht ihn jetzt wiegen, usw.. Dann durfte Mum schon mal rüber gehen in den Überwachungsraum und ich wurde vom OP-Tisch in mein Bett gehoben und folgte ihnen dann. Im Überwachungsraum bekam ich ein Bondingtuch um die Brust, darin wurde Mini Me gelegt und wir konnten die ersten Momente Haut an Haut genießen. Es dauerte eine Weile, bis wir dann auf Station kamen.
Ansonsten wurde am nächsten Morgen der Blasenkatheter gezogen und ich musste aufstehen. Das war nicht leicht, der gesamte Bauchraum ist nach so einem Eingriff einfach lädiert. Muskeln und Nerven wurden durchtrennt, man ist schon stark eingeschränkt. Das gilt auch fürs stillen. Ohne Hilfe kann man es echt vergessen in den ersten Tagen. Wie gut, dass meine Frau rund um die Uhr da sein konnte. Von der Narbe her hatte ich keine dollen Schmerzen, nicht zu unterschätzen waren aber die Schmerzen der Nachwehen. Aber dazu schreib ich dann was, wenn ich über die Zeit im Krankenhaus berichte. Soviel erstmal bis hierhin!